Ein kleines bisschen Hollywood

Nach dem doch zufriedenstellenden Auftritt beim „Distance Carneval“ Ende März und der provisional qualification time ging es vergangene Woche nach einem ruhigeren Wochenende in Anchroage wieder nach Kalifornien. Diesmal war das Ziel der Ballungsraum rund um die riesengroße (und ordentlich „versmogte“) Stadt Los Angeles.

Im nordöstlich gelegenen Vorort – oder Stadtteil, denn so genau kann man das bei dem fließenden Übergang amerikanischer Millionstädte nicht sagen – Azusa waren beim „Bryan Clay Invite“ freitags die 3.000m Hindernis und am Samstag die 1.500m geplant. Unsere Anreise brauchte mehr oder minder den gesamten Donnerstag: Treffpunkt um 8:00 Uhr beim ACC in Anchorage – Ankunft im Hotel gegen 21:00 Uhr. Dann rasch irgendwie so etwas wie einen Auftakt oder eben shake out erledigen, und gegen 22:15 Uhr das „Abendessen“ verspeisen. Nur gut, dass die Startzeit noch etwas später als in San Francisco, sprich am Nachmittag, angesetzt war.

Im Vergleich zum Saisoneinstieg vor zwei Wochen wähnte ich mich eigentlich in verbesserter Form – zwar gab es immer noch kein Bahntraining aber drei sehr gute Einheiten auf der Treadmill und auch sonst lief es relativ gut. Ich war echt top motiviert nach den 9:09min – schön, aber doch auch seltsam, wie sich Ansprüche verschieben können.

Mit mir im Rennen sollte auch Luca (Sinn) sein. Für mein großes Saisonziel jener Landsmann, den es am Weg zur Team-EM nach Tel Aviv zu schlagen galt. Doch das war erst Ende Juni. Ende Mai stand im Fokus: Nationals! Und dafür brauchte es einer Steigerung der Bestzeit…

Ich fühlte mich durch die Anreise sehr müde, aber beim Aufwärmen verflog die Müdigkeit und ich fühlte mich gut. Das Wetter war erneut sehr schwül, und leider auch ziemlich windig. Gleichzeitig war das Feld sicherlich besser als vor zwei Wochen und mit Luca hatte ich jemanden im Bewerb, an dem ich mich orientieren konnte – so zumindest die Hoffnung.

Mit massiver Zeitverzögerung und nach gefühlten 20 Steigerungen und dazwischen Spikes wieder ausziehen ging es relativ flott los. Nach dem ersten Hindernis bzw. auf der Gegengeraden mit Gegenwind schlief die Pace aber gleich mal wieder ein. Ich lief im vorderen Drittel – Luca rund 2m vor mir.

Die 1.000m waren knapp unter oder exakt 3:00min und ich war gut dabei.

Dann jedoch streuten die Vorderleute eine wirklich rasche Runde ein und ich musste reißen lassen.

Meine Beine wurden unheimlich schwer – und das sehr sehr früh im Rennen.

Die 2km-Marke passierte ich schon weiter hinter Luca und die Zeit war komplett weg.

Ich konnte gar nicht dagegen halten, den Schritt nicht umstellen und am Ende kam ich in enttäuschenden 9:15:35min ins Ziel.

Keine Ahnung, was da passiert ist. Ich hoffe mal, dass es die lange Verzögerung war, dass sich meine Beine so rasch so mieß anfühlten… weil eigentlich…

Ach sch**** auf eigentlich! Es war einfach ein wirklich schwaches Rennen! Aber Glückwunsch an Luca, der erneut mit deutlich sub 9min seine momentane Konstanz unter Beweis stellen konnte!!!

Nach einer eher kurzen Nacht und einem halben Tag im Hotel ging es tagsdrauf erneut nach Azusa: 1.500m!

Ich hatte ehrlich keinen Bock drauf – auch wegen den beiden bisherigen 1.500ern der Saison…

Nachdem ich ein wenig die Atmosphäre des Meetings aufsaugen konnte stieg die Vorfreude jedoch und ich wollte es als perfektes Training ansehen. Wann komme ich sonst schon so oft innerhalb einer Woche auf die Bahn…

Im 4. von 17 (!) Heats hatte ich in meinen Augen eigentlich einen reschen Start -war dennoch in keiner all zu guten Position. Zwischenzeiten bekam ich keine und hatte null Ahnung wie schnell (oder langsam) ich unterwegs war.

Nach 800m wurde es so oder so richtig hart und nachdem ich Coach Friess bei 1.000m richtig aggressiv plötzlich hörte war mir klar: die Zeit ist nicht so der Bringer. Vom Gefühl her konnte ich auf der letzten Runde und vor allem den letzten 250m noch zulegen. Die Zeit WAR dann aber nicht so der Bringer (4:06,96min).

An sich hätte man in Azusa aber auch richtig schnell laufen können: allein über 1.500m der Männer blieben von 269 (!) Finishern blieben 179 unter 4:00min, davon 80 unter 3:50min, 35 gar unter 3:45min und immerhin 4 unter 3:40min! Siegerzeit: 3:35,99min – nur so nebenbei…

Für uns ging es dann am nächsten Tag nach einem nüchternen 80min Lauf durch die „Hollywood Hills“ im Norden des Ballungsraums noch nach Long Beach, ehe es nach 1h Spaziergang wieder gen Norden nach Anchorage ging.

Alles in allem waren es nicht die erhofften und erwarteten Zeiten, aber in Anbetracht des großen Ganzen wohl auch nicht der Weltuntergang – vor allem wenn ich an meine Wehwehchen und die Bedingungen mit ohne Bahn etc. denke…

Das nächstwöchige Meeting in San Diego werde ich nun auslassen und mich ganz dem Training widmen, um dann in drei Wochen beim erneuten „Ausflug“ nach Kalifornien einer Zeit, die mich für die Teilnahme an den nationals berechtigt, näher zu kommen.

Über Christoph Sander

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