beim "Werken" in Darmstadt (© Fartlek)

Gelungenes Wochenende

Geradezu traditionell findet am Freitag Abend vor dem entscheidenden Cross-EM-Quali-Rennen im hessischen Darmstadt die „Jahresabschlussfeier“ meines Vereins DSG Volksbank Wien statt. Jedes Jahr werden dort all jene AthletInnen geehrt, die für den Verein bei Wiener und Österreichsichen Meisterschaften um Medaillen und Titel laufen, springen oder werfen. Die erfolgreichsten unter ihnen werden dann nach einführenden Worten und etlichen Highlight-Szenen der abgelaufenen Saison geehrt. Wie die vorangegangenen Jahre auch, bereitete ich die Präsentation vor und hatte mir mit fünf erstellten Videos etwas Neues für meine VereinskollegInnen einfallen lassen.

Neu war auch, dass ich als „erfolgreichster Athlet 2013“ ausgezeichnet wurde! Ich müsste lügen, wenn ich nun behaupten würde, diese Auszeichnung würde mir nichts bedeuten! Denn ganz im Gegenteil dachte ich mir in den Anfängen meiner Laufkarriere des Öfteren: „Ach, ein Mal möchte ich auch als Letzter aufgerufen und der erfolgreichste Athlet unseres Vereins sein!“ Mit der Team-EM-Teilnahme (4. Platz), meinem Steeple-Staatsmeistertitel, dem Cross-Team-Titel sowie weiteren zwei Vizetiteln und drei Bronzemedaillen wurde mir nun diese Ehre zu teil!

Für mein Wochenende also ein sehr guter Beginn und die letzte Motivationsspritze für die Wettkampfreise ins bestens bekannte Darmstadt, wo ich gestern zum bereits vierten Mal in Folge antrat. Das vierte Antreten sollte es auch bei den Crosslauf-Europameisterschaften werden!

Nachdem ich in Pforzheim nicht so richtig auf dem sehr schweren Geläuf zurecht gekommen bin, wollte ich nun trotz leichter Verkühlung am letzten Wochenende die Chance der EM-Teilnahme nutzen! Die Marschrichtung dafür war mehr als nur klar: Andi Vojta, Christian Steinhammer und Valentin Pfeil waren via Bahn- und Pforzheimleistung bereits nominiert und somit suchte der ÖLV den vierten Mann für das Männerteam. Ich musste also hinter Zimmerkollege Christian zumindest zweiter Österreicher werden. Mein im Endeffekt einziger Konkurrent war Simon Lechleitner, ein tiroler Berg- und Cross-Spezialist, der letztes Jahr in Darmstadt rund eine halbe Minute vor mir lag und auch später bei der EM in Budapest um einiges früher ins Ziel kam als ich…

Die Renntaktik ergab sich in einem zwar dünnen, aber dennoch ausgezeichneten Feld mit mehreren Kenianern und unter anderem dem bereits für Belgrad qualifizierten deutschen Fabian Clarkson von selbst: egal wie, Hauptsache vor Simon ins Ziel kommen!

Die kleine Einführungsrunde von 600m diente dem Finden der Position im Feld – und diese fand ich direkt hinter Simon mitten in der noch großen Spitzengruppe. Die nun folgenden acht Runden über jeweils rund 1200m waren gleich wie die Jahre davor geprägt von Kurven, Heuballen und zwei Mini-Hügeln. Gegen Mitte der ersten großen Runde ging ich im Pulk laufend an Simon vorbei und lief so um Position zehn. Bereits am Ende dieser Runde konnte Simon dem Feld nicht mehr folgen und riss einige Meter Rückstand auf. Ich selbst lief die zweite Runde noch im Feld, dann musste ich auf der dritten Runde trotz gutem Gefühl den unrhythmischen Temposteigerungen Tribut zollen und abreißen lassen. Angefeuert von meinem Vater und meinen beiden Trainingskollegen Roland und Stephan – beide selbst im U23-Bewerb am Start – ließ ich aber nicht locker und lief mein Rennen mit gleichbleibendem Tempo weiter. Nach fünf Runden war mir dann aufgrund des schon auf rund 20 Sekunden angewachsenen Rückstandes von Simon klar, da passiert heute nichts mehr! Ich orientierte mich vom schnellen, aber doch sicherheitshalber nicht zu schnellem Tempo wieder nach vorne und kassierte noch einen Kenianer auf der Vorschlussrunde ein. Auf der Letzten konnte ich mir dann mit deutlichem Vorsprung auf Simon erlauben, Roland und Steve zu zu grinsen und mit Karl einzuschlagen, der genialerweise auch gerade meine Jenni am Handy dran hatte und die frohe Kunde übermitteln konnte! Im Ziel war ich dann als Neunter mehr als eine halbe Minute vor Simon – gleichzeitig auch keine Minute hinter Christian, der auf Rang vier lief. Vor zwei Wochen in Pforzheim waren es bei rund zwei Kilometer kürzerer Strecke noch 1:20 Minuten Rückstand auf Christian. Apropos 80 Sekunden – fast exakt so viel war ich auch schneller als vor einem Jahr. Schön zu sehen, dass sich die intensivierte Schufterei im täglichen Training auszahlt! 🙂

 

Mit meinem neunten Platz bin ich nun als vierter Österreicher für das Men’s Race über zehn Kilometer bei der EM in zwei Wochen nominiert und werde dort zum vierten Mal in Folge im Österreichdress starten, was mich natürlich sehr freut und schon auch ein bisschen stolz macht, schließlich waren in den zwanzig Jahren, die es nun European Cross Country Championships gibt, nicht viele Österreicher vier Mal dabei!

 

Bei all der gerade aufgekommenen Euphorie bin ich mir bewusst, dass die Nominierung eine nette Belohnung für meine nun definitiv beste Saison meiner Laufbahn ist, gleichzeitig sehe ich die EM als Zwischenziel im Aufbau für den Sommer, wo bekanntlich ja weitaus mehr geplant wird! 😉

Mehr geplant ist auch schon mit dem seit wenigen Minuten ebenfalls nominierten Stephan für unsere zweite gemeinsame Cross-EM – dazu wie auch zu den Zielen im Sommer aber zu einem späteren Zeitpunkt dann mehr! Jetzt wird mal kurz relaxt und ab morgen wieder ordentlich trainiert! 🙂

 

Ergebnisbericht

ÖLV-Bericht

Über Christoph Sander

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