Verrücktes Wochenende in Bayern

Es hätte ein schöner Bahnausklang und gleichzeitig noch ein von Bestleistungen begleiteter Start in mein zweites Vierteljahrhundert sein sollen. Geworden ist mein Trip nach Neustadt an der Waldnaab zum 26. Läufermeeting ein sehr verrücktes Wochenende.
Als ich mich an meinem 25. gemeinsam mit Jenni in den bayrischen Wald begab, war ich noch voller Zuversicht, es am Freitag am 3000er und dann am Sonntag am 1500er so richtig krachen zu lassen.
Das Aktivieren im geradezu romantischen 4-Bahnen-Stadion des Neustädter Gymnasiums am Donnerstag Abend war noch ganz gut, wenn gleich ich da schon nicht zuletzt ob der Achillesbeschwerden etwas unrund war… Zitat Jenni 😉
Am heißen Freitag fühlte mich tagsüber sehr müde, mit dem Aufwärmen war das allerdings erledigt. Das Feld sollte auch passen und somit stand meiner angestrebten deutlichen Bestleistungsverbesserung nichts im Wege. In einem annähernd perfekten Rennen wollte ich eine Zeit zwischen 8:15-18min anpeilen. Die Pace sollte gar auf 8:00min gemacht werden, weswegen ich mich bei „lauen“ 28° um 20:00 Uhr Ortszeit im Grunde bloß reinhängen musste.
Dann kam jedoch alles anders. An Position 6-7 laufend liefen wir schon zu Beginn eine 64er Runde. Dann wurde das Tempo immer langsamer – auch an der Spitze! 1000m in 2:48′ waren dann nicht nur zu langsam für meine Zielzeit, sondern fühlten sich auch nicht locker an. Die Schritte unrund, das Tempo zu langsam. Nach 1300m war ich dann endgültig weg aus der eigentlich nicht zu schnellen Spitzengruppe. 1500m Durchgangszeit: 4:13min. Brutal langsam. Gerade mal auf Kurs der alten Bestleistung, war ich im Kopf leer. Die Schritte wurden kürzer. Ganz kurz bäumte ich mich bei zwischen 1700 und 1800m noch einmal auf, überholte zwei Läufer zurück.
3000er vor’m Ausstieg

Bei 1950m war dann „Ende Gelände“. Immer ganz innen laufend, machte ich den Schritt ins Innenfeld und nach zwei, drei Schritten lag ich im Neustädter Gras. Ausgestiegen. DNF sollte später im Ergebnisbericht stehen.

Nach dem Ausstieg war ich völlig perplex. Noch nie beendete ich ein Rennen in meiner Laufkarriere vor Überqueren der Ziellinie. Nicht, als ich in Regensburg 2013 den Schuh verlor. Nicht, als ich in Oordegem 2013 psychisch und physisch total ausgelaugt war. Nicht, als ich mehr krank als gesund bei den Staatsmeisterschaften 2012 über 1500m nur mehr ins Ziel ging. Und nicht, als mir in Regensburg 2012 ein Kontrahent eine Schnittwunde in der Wade nach rund 500m verpasst hat. 
Völlig neues Gefühl – völlig kurioser Gemütszustand. Mit vielen Tagen Abstand kann ich es mir eigentlich immer noch nicht ganz erklären, es war wohl echt ein Blackout! Klar, hätte ich das Rennen noch zu Ende laufen können, doch in diesem einen Moment war der Ausstieg das Einzige, was mir vom Kopf her Sinn machte!
Egal – naja, eigentlich nicht! Aber die Aufmunterungen durch Jenni, meine überraschend angereisten Eltern sowie Läuferkollegen vor Ort ließen mich den Wettkampf rasch verarbeiten.
1500m – 120m to go 😉

Nach einem Tag Pause, bei dem wir im nahegelegenen Weiden nach einer Stadtbesichtigung im schattigen Freibad entspannten, ging’s dann Sonntag Mittag erneut ins Waldstadion des Neustädter Gymnasiums. Ursprünglich wollte ich meine Bestleistung attackieren, nach dem Freitag hatte ich aber für mich neue Ziele formuliert: Durchkommen, solides Rennen abliefern und dann die Spikes für eine Woche in die Ecke stellen!

Sehr locker nach dem Ruhetag und erstaunlich relaxt ging ich dann in den Wettkampf. Im starken Feld (Siegerzeit 3:44min) hängte ich mich rein, solange es ging! Die erste Runde in ca. 60“, 500m in 1:14,9min. Bis 700m konnte ich an den schnellen Mittelstrecklern dranbleiben, dann war ich leider auf mich alleine gestellt, nicht zuletzt, weil die drei Jungs hinter mir sich nicht ums Tempo kümmerten. Die 1000m passierte ich so in leicht verschleppten 2:34,5min – in die letzte Runde ging ich bei 2:50-51min. Klar auf Bestleistung unterwegs, konnte ich alleine laufend auf den letzten Metern nicht mehr viel zusetzen. Dennoch kam ich mit 3:52,87min zu meinem angestrebtem Hausrekord.
Bestzeit zum vorläufigen Saisonabschluss nach den verrückten und heißen Tagen im bayrischen Wald – damit kann ich am Ende gut leben!
„DSG-Trio“ mit Verena und Sebastian

Jetzt genieße ich eine Woche lang meine Laufpause und gehe je nach Lust und Laune Radfahren, Aquajoggen, Schwimmen oder Tischtennisspielen. Zudem bekommt meine Sehne ausreichend Ruhe und Salbenumschläge, damit ich dann wieder ins Training einsteigen kann. Wenn das dann alles klappt wie erhofft, will ich am 26.8. bei den Gugl Games, dem bedeutsamsten Meeting in Österreich mit bis zu 21.000 Zusehern (!), über 3000m teilnehmen – eine offizielle Einladung dazu habe ich jedenfalls trotz Ausstieges in der Tasche 😉

Ich halt Euch bis dahin weiter auf dem Laufenden! 🙂

Über Christoph Sander

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